Akquise für Kreative mit Franziska Walther

Franziska Walther und ich sprachen über das Thema Akquise für Kreative. Das Interview ist hier zusammengefasst zum Nachlesen.

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Graphic Recording ist eine visuelle Methode, mit der Informationen in Echtzeit sichtbar werden. Besonders hilfreich ist die Live-Visualisierung während Meetings, Präsentationen oder Veranstaltungen. Hier gehts direkt zu meiner Dienstleistung Graphic Recording.

Auf Instagram spreche ich momentan live einmal pro Woche mit einer inspirierenden Person über das kreative Business! Der Fokus liegt auf #graphicrecording ✨

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29.03.23 @martina_grigoleit „Basics“
05.04.23 @studioanimanova „Bilder“
11.04.23 @benjaminfelis_graphicrecording „FAQs“
20.04.23 @sauschnell_illus „Figuren“
25.04.23 @diegutemappe „Akquise“
05.05.23 @kelvybird „Intuition“
09.05.23 @nadrosia „Care“
17.05.23 @gafinen „Kundenfilter“
24.05.23 @grgipfel2023 „Netzwerk“

Mein Instagram-Kanal ist @raumstrategin

Akquise für Kreative mit Franziska Walther – Interview

MV:

Hallo Franziska, wie schön, dass wir heute über Akquise für Kreative sprechen! Ich würde gern direkt einsteigen mit der Frage: wie bist du dazu gekommen, die Portfolio Akademie zu gründen?

FW:

Ah, wie fange ich denn da an? Ich bin ja nicht auf einem geraden Weg Designerin geworden, sondern ich war gerade 18 geworden, als ich mein Abitur bekommen habe, und wollte eigentlich Kunst studieren, bin aber nicht genommen worden und habe dann Architektur studiert, weil ich irgendwie einfach nicht wirklich wusste, was ich sonst machen soll und bin genommen worden.

Und dann habe ich das einfach gemacht und das war total okay. Es hat auch Spaß gemacht, aber es hat mich nie wirklich zufrieden gemacht. Und das heißt, ich habe halt sozusagen am eigenen Leib erfahren, wie das ist, wenn man irgendwo ist, wo man nicht hingehört. Also sozusagen, wenn man nicht richtig positioniert ist.

Dann ist man irgendwo, wo man eigentlich nicht wirklich hingehört und ich habe mir das dann so, das war echt so, so ein Tal der Tränen, das hat ganz schön lang gedauert, bis ich mir eingestanden habe, dass ich eigentlich keine Architektin bin. Es hat dann wirklich gebraucht. Am Ende meines Studiums war ich ein Jahr in Wien, fast ein Jahr in Shanghai und habe in einem Architekturbüro gearbeitet und habe da einfach gesehen, dass ich die ganze Zeit immer nur die Hand hebe, wenn es darum geht, die Bücher zu machen für die Projekte.

Und dann habe ich immer gedacht, ich muss mir das einfach mal eingestehen: Ich bin einfach keine Architektin, es macht mich einfach nicht happy. Und dann bin ich zurückgekommen, habe noch schnell mein Diplom gemacht, weil es war wirklich so kurz vor dem Ende und habe aber da schon ein Buch gemacht über Imbissbuden.

Mit dem habe ich mich dann beworben für meine Design Studium, bin auch sofort genommen worden und war dann so unglaublich glücklich darüber. Ich bin da angekommen und habe so gedacht: Ja, endlich, endlich bin ich da, wo ich hingehöre. Und das war total schön. Und das war glaube ich meine erste Positionierungs-Erfahrung.

(…)

Bücher zu schreiben. Und dann ist die gute Mappe 2021 rausgekommen. Wendepunkt Verlag. Und ja, so ist und dann habe ich angefangen, die Portfolio Akademie  zu entwickeln. Die ist ja eine Weiterentwicklung des Buches. Das ist einfach ein Kurs, in dem man sich wirklich drei Monate Zeit nimmt für die Positionierung und eben nicht nur ein Buch liest–  auch aus der Erfahrung heraus, dass alle Menschen die Aufgaben im Buch total toll finden – aber sie halt nie machen müssen. Also ich kenne das ja von mir selbst. Auch wenn ich ein Sachbuch lese, finde ich das auch immer alles ganz spannend und großartig. Aber ich mache es halt nicht. Und ich glaube, dass es total hilfreich ist, wenn man dann doch mal so ein Programm hat, wo man mit anderen Leuten zusammen los stiefeln kann und sich mit diesen Fragen auseinandersetzen kann.

Wenn man anfängt sich zu positionieren, muss man sich schwierige und sehr eigentlich sehr einfache, aber am Ende doch sehr schwer zu beantwortende Fragen stellen. Was willst du in deinem Leben bewirken? Was kannst du gut? Was ist deine Stärke? Wo willst du hin? Was ist? Was ist eigentlich das, was dich die ganze Zeit antreibt?

(…)
Ich kann ja nur von mir selbst sprechen, aber ich weiß einfach, dass ich auf eine gewisse Art und Weise die ganze Zeit darauf gewartet habe, dass jemand von außen sagt: Das ist das, worin du gut bist. Also ich habe auf eine offene Erlaubnis von außen gewartet und ich glaube ganz fest daran, am Ende kann man das nur für sich selbst entscheiden.

Und es braucht auch die Erlaubnis, die man sich selbst gibt, sich den Raum zu nehmen, das zu sein und auch das zu werden, der man werden will oder die man werden will. Und das ist eine Erlaubnis, die kann man sich nur selbst geben. Aber das braucht halt Mut und es braucht vielleicht auch einen guten Kontakt zu dem eigenen inneren Kompass.

Und ich glaube, das ist gar nicht so einfach. Man hat nicht automatisch einen guten Kontakt zu der eigenen inneren Stimme. Wir sind in einer Welt, wo ganz viel auf uns einprasselt, und es ist total leicht den Kontakt zu verlieren.

(…)

Für mich ist die Vorstellung, dass ich jeden Tag Bücher gestalten kann, das macht mich total glücklich. Während die Vorstellung, dass ich jeden Tag Häuser gestalten muss für den Rest meines Lebens, mich definitiv nicht glücklich macht.

Und bei dem Bücher gestalten und illustrieren und beim Design, da sind auch Aufgaben dabei, die machen keinen Spaß, aber die nehme ich total gerne in Kauf dafür, dass ich das andere machen darf. Ich mache gerne meine Buchhaltung dafür, dass ich dann Bücher gestalten darf. So, und ich mache auch gerne Akquise. Die macht ja nicht immer Spaß, aber dafür nehme ich das halt in Kauf.

Und vielleicht ist das so ein ganz guter Indikator: Wie ist denn so die Waage? Ist es okay, auch die unangenehmen Sachen zu machen?

MV:

In der Portfolio Akademie beschreibst du ein Konzept, eine kreative Seele, in der ganz viele kreative Identitäten sein können. Das war für mich total hilfreich…

FW:

Mein Modell, die kreative Seele mit den kreativen Identitäten hilft, diese Gleichzeitigkeit auszuhalten. Und an bestimmten Stellen ist es schon notwendig, sich zu entscheiden, was man hier gerade an dieser Stelle machen will.

Aber ich glaube, es ist total gut, sich zu erlauben, dass man einfach mehr als eine Sache ist. Wir sind ja total facettenreich als Menschen. Jeder Mensch ist total facettenreich und kann ganz viele unterschiedliche Sachen und wir haben auch alle ganz viele unterschiedliche Interessen. Zusätzlich kommt ja dazu, dass wenn man im Design Bereich arbeitet, es üblicherweise in den meisten Fällen eine ziemlich gute Idee ist, mehrere Standbeine zu haben.

Das heißt, schon allein deshalb ist es ziemlich clever und smart, darüber nachzudenken. Okay, habe ich verschiedene kreative Identitäten? Also die kreativen Identitäten sind ja die Märkte, auf denen ich arbeite. Das ist sozusagen Sense, Expertise, Cluster, die ich habe, mit denen ich ein Angebot formulieren kann. Und gleichzeitig darf ich aber auch alles sein und muss mich entscheiden, wo man mich damit sieht, weil in diesem großen, in der großen Seele sozusagen, darf alles sein.

Und wenn man sich dann damit auseinandergesetzt hat, das schafft automatisch so eine Gleichzeitigkeit. Das Große darf sein und die Entscheidungen, die einzelnen Märkte, dürfen auch sein. Und das macht dann einfach bestimmte pragmatische, strategische Entscheidungen so viel leichter.

(…)

MV:

Braucht man zwei Webseiten wenn man Graphic Recording anbietet?

FW:

Was bei den kreativen Identitäten spannend ist, ist zu gucken, welche Zielgruppen spreche ich denn hier an? Und bei Graphic Recording lege ich mal meine Hand dafür ins Feuer, dass die meisten eine komplett andere Zielgruppe ansprechen als zum Beispiel, wenn man ein Kinderbuch noch parallel macht oder Unternehmenskommunikation koppelt. Design, Illustration, irgendwie was? Das sind einfach komplett verschiedene Zielgruppen, weil die Leute, die das buchen, komplett unterschiedliche Bedürfnisse und Aufgabenstellungen haben. Und wenn das komplett andere Personengruppen sind, dann ist es erst mal eine ziemlich kluge Idee, darüber nachzudenken.

MV:

Ja, okay. Das heißt also die Frage, ob man, wenn man Graphic Recording auch anbieten möchte, eine zweite Webseite braucht, hängt ein bisschen davon ab, wo man denn grundsätzlich umfassend unterwegs ist. Also wenn die verschiedenen Leistungen total auseinandergehen, unterschiedliche Märkte und Zielgruppen haben, dann sollte man das klar trennen. Sagst du mit einer Webseite. Und wenn es wie in meinem Fall eigentlich irgendwie so ein Spot ist, ein Potpourri, dann kann man auch kann man das auch gerne zusammen packen, richtig?

FW:

Ich finde, man kann da nicht so eine komplett verallgemeinernde Empfehlung aussprechen. Weil zum Beispiel bei einer Person, die Graphic Recording macht, aber sich gleichzeitig auch als Personenmarke aufbauen möchte, könnte man das auch integrieren, weil bei der Personenmarke steht ja der Mensch im Mittelpunkt und die Person ist die, die gebucht wird und dementsprechend ist es dann meistens gar nicht mehr so problematisch, wenn man verschiedene Sachen anbietet.

Aber gerade wenn man möchte, dass die Akquise einfacher ist, dann ist es sinnvoll, eine zweite Webseite zu haben, da muss man sich dann keine Gedanken machen. Okay, was? Wo muss ich Leute hinschicken, die das wollen und die das wollen? Es ist einfach easy, easy. Ganz klares Angebot. Ich muss mir dann nur noch Gedanken machen, wie ich die Leute die Graphic Recording brauchen auf diese Webseite bekomme und dann ist es einfach. Habe ich die Frage jetzt beantwortet?

Also, ich bin halt Illustratorin, Gestalterin und Designerin und betreue Unternehmen bei ihrer Markenentwicklung. Die Buchgestaltung und Illustration haben vielleicht noch etwas miteinander zu tun, da ich auch für große Verlage arbeite. Aber das Design interessiert meine Designkunden üblicherweise wenig, weil es eine komplett andere Leistung ist.

Es würde also eigentlich Sinn machen, zwei separate Websites zu haben. Doch mir ist aufgefallen, dass die Leute mich buchen, weil sie einfach mit mir zusammenarbeiten wollen. Das war ein schöner Moment für mich, als mir klar wurde, dass es nicht nur um ein hübsches Logo geht, sondern darum, dass sie von mir in diesem Prozess begleitet werden möchten.

Wenn jemand beispielsweise ein Design möchte oder sein Design überarbeiten will, dann haben sie bei mir alles unter einem Dach, weil ich das verbindende Element bin. Aber wie gesagt, bei mir gibt es diese Synergieeffekte nicht. Ich habe es jahrelang versucht, diese Herstellung von Synergieeffekten zu erreichen, da ich dachte, dass meine Designkunden auch von meiner Illustration profitieren könnten.

Aber es hat nie funktioniert. Irgendwann dachte ich, dass es scheinbar einfach nicht benötigt wird, und das ist auch in Ordnung. Ich finde das völlig okay. Ich habe immer gedacht, dass es toll wäre, viele verschiedene Dinge gleichzeitig anzubieten.

Allerdings führte das oft zu Missverständnissen. Manche haben gefragt, ob ich nun Kinderbuch-Illustratorin oder Designerin bin. Ich glaube, das Kinderbuchthema sorgt oft für Stereotypen in den Köpfen der Leute, sie denken, dass alles super niedlich ist. Und dann haben sie Angst, dass ihr Design genauso niedlich wird.

Ich glaube, das ist das eigentliche Grundproblem an der ganzen Sache. Viele Kreative wünschen sich Regeln oder Empfehlungen für ihre Positionierung. Ich denke jedoch, dass es wirklich wichtig ist, auf sich selbst zu schauen und darauf zu achten, was für einen selbst gut ist. Was macht es leicht, das Angebot zu kommunizieren? Wenn es mir hilft, eine zweite klare Website zu haben, auf der ich genau weiß, wie sie aussehen muss und was ich nicht anspreche, dann ist das die Lösung.

MV:

Also wichtig ist, kann man sagen, dass man sich wohlfühlt in dem, wie man auf Kunden zugeht mit seinem Angebot. Das heißt, man muss erst mal für sich selber klar haben, Was ist mein Angebot, welche Rolle habe ich da? Also mir hilft das auch. Es ist ein bisschen so, als würde ich mir so ein Zaubermantel überwerfen und so ne Show beginnen.

FW:

Zaubermantel, das ist ein schönes Bild! Das ist der große Vorteil. Wenn man ein ganz klares Angebot hat, geht es nicht mehr um einen selbst und das ist sozusagen der Zauber Mantel, den ich dann anziehen kann, weil der hat er auch sozusagen. Es hat mit mir nichts zu tun, es ist halt, das ist wie so eine Rolle, die ich dann einnehme. Und ich glaube, das muss halt gegeben sein.

Ich persönlich finde es total hilfreich, [auch Absagen] einfach als einen ganz normalen Bestandteil von Akquise zu sehen. Das heißt, Absagen sind das Normalste der Welt. Es passiert und man kann davon ausgehen, dass die Hälfte aller Sachen, die man tut, Absagen sind. (…) wenn man eine Absage bekommt, nachzufragen und mit ganz die Neugierde herauszufinden, was was gerade nicht passt, weil ganz oft passt nur ganz, ganz wenig nicht. Und eigentlich passt es, aber irgendwas ist so ein Störfaktor daran.

Und das Problem ist leider, dass die meist so viele Kundinnen sind. Nicht wirklich gut darin, das in Worte zu fassen, weil diese ganz oft das auch gar nicht so bewusst wissen. Die wissen einfach nur, es fühlt sich gerade nicht richtig an und das was die aber tun können, ist super neugierig nachzufragen. Also wirklich mit ganz viel Neugierde und mit so einer Perspektive.

Ich möchte dir helfen, ich möchte dich besser verstehen. So, und das hilft nämlich auch aus diesem gekränkten Ego Modus rauszugehen, weil dann kommt halt die Neugierde und das Interesse an der Person, die mir da gerade gegenübersitzt. Und das hilft halt auch bei der im Umgang mit der Absage.

MV:

(…)dann frage ich nicht mehr, was habe ich falsch gemacht, sondern warum passt es gerade nicht? Aber darf ich mich wieder melden? Weil du sagst ja auch, es ist wichtig, bei Akquise konstant in Erscheinung zu treten. Mindestens fünf mal pro Jahr, sagst du, glaube ich. Und man könnte zum Beispiel Postkarten verschicken. Die habe ich von Franziska gekriegt zum Jahreswechsel mich sehr, sehr gefreut. Ähm, genau. Wie würdest du das sagen? Um um da Kontakt zu halten trotz Absage ohne cheesy zu sein oder so?

FW:

Ja, genau. Ich glaube, die Angst vor dem cheesy sein, das ist halt glaube ich auch was da. Wie sage ich denn das? Da darf man sich erlauben, das gehen zu lassen. So, weil in den wenigsten Fällen, also viele, viele Menschen haben einfach Angst zu nerven. Und ich glaube, wenn man in diese Neugierde, in diesen Neugierde Modus kommt und wenn die andere Person merkt oh, da ist jemand der will wirklich oder die will wirklich verstehen, was mein Problem ist und möchte mir wirklich möchte mich wirklich unterstützen, Dann, dann geht es.

Dann öffnen sich Menschen auch, dann erzählen die auf einmal auch was Eben. Also das kennt ja jeder von uns, wenn man jemanden gegenüber hat, der eigentlich die ganze Zeit nur gelobt werden will, wenn man irgendwie merkt, okay, die Person will eigentlich nur, dass sie, dass ich ihr sage, sie total toll ist. Das fühlt sich total doof an, wenn da auf einmal jemand sitzt, der sich wirklich für das interessiert, was ich mache, dann ändert das einfach die komplette Atmosphäre des Gesprächs.

MV:

Ja, Menschen sind subjektiv. Also es ist genau, wie du sagst Menschen wollen mit Menschen zusammenarbeiten und dann muss man es halt gehen lassen. Wenn es nicht passt.

FW:

Ja, ja, genau. Ich glaube, da sitzen halt auch einfach nur Menschen. Denen ist es mit Sicherheit auch so ein bisschen unangenehm abzusagen und dann schreiben, die hat auch was Nettes. Das ist ja irgendwie auch ganz charmant, dass sie das machen. So, aber so uns auf deine Frage zurückzukommen ich glaube schon, dass es gut ist, wenn man das Gefühl hat, dass es eigentlich nur so, dass vielleicht so ein paar Dinge fehlen in dem Angebot, was ich gemacht habe, also zum Beispiel in dem Portfolio, was ich geschickt habe oder ich einfach marginal Dinge anpassen kann, damit es dann besser passt.

Dann ist es total sinnvoll, sich dann noch mal zu melden und einfach weiter im Gespräch zu bleiben. Aber es gibt natürlich auch Situationen, wo die Leute sagen Hey, es hat einfach keinen Sinn.

(…)Also mir ist aufgefallen, bei meinem eigenen Auftraggeber innen und auch bei den Auftraggebern, für die ich wirklich gerne arbeite. Es ist ganz oft so, dass die mir sehr ähnlich sind. Also die das fand ich irgendwann mal, es ist ja auch so Positionierung Aussehen. Wenn man weiß, wofür man steht, fällt einem auf einmal auf, dass man genau die Leute anzieht, die irgendwie an die gleichen Sachen glauben, an die man selbst glaubt.

Ich bin über die Jahre, ich bin ja jetzt fast über 15 Jahre selbstständig deutlich besser darin geworden, relativ schnell so ein Gefühl dafür zu entwickeln. Ist das so ein Mensch, der mir der, der an die gleichen Sachen glaubt, dem die gleichen Sachen wichtig sind wie mir? Und wenn ich da das Gefühl habe, das ist so, dann gebe ich mir, dann nehme ich mir die Zeit und und gibt dem Ganzen auch so ein bisschen Aufmerksamkeit und Raum.

Aber es gibt auch ganz oft Situationen, wo ich eine Email bekomme und auf den ersten Blick weiß: No, no, no, no, no. Ich frag dann ganz ehrlich ganz oft sogar ganz direkt zurück Wie ist denn die Situation? Gibt es eigentlich schon jemanden? Brauchen Sie Vergleichsangebot?

MV:

Beim Graphic Recording ist eigentlich [mangelndes Budget] die Absage, die ich in den meisten Fällen kriege.

FW:

Ich habe glücklicherweise sehr oft in meinem Leben die Erfahrung machen dürfen, dass die Budget Höhe nicht immer einfach in vielen Fällen nicht das Entscheidungskriterium ist. Es ist halt eine leichte, ganz oft benutzt, um genau um einfach absagen zu können, weil es ist einfach so ein leichter.

Und es gibt mit Sicherheit auch Fälle, wo das einfach so ist, dass sie einfach das billigste Angebot nehmen müssen und Schluss ist. Aber eben nicht immer. Glücklicherweise. Und gerade bei den Aufträgen, die mir wichtig sind, ist mir aufgefallen Ich habe sehr viele Aufträge bekommen, die mich, die total großartig waren, die echt tolle Aufgaben waren, wo ich immer die teuerste war.

So und ich glaube, umso mehr man so eine Erfahrung macht, umso leichter wird es natürlich auch, da so ein bisschen in sich selbst und in die eigene Expertise zu vertrauen. Aber diese Erfahrung zu machen, muss man sich das auch erlauben, einfach mal die teuerste zu sein. Deswegen wäre meine Einladung einfach wirklich den eigenen Wert. Eine gute Vorstellung zu haben, was die eigene Arbeit wert ist.

Und da auch einfach zu sagen ja, das ist das halt einfach wert. So und wenn es nicht passt, dann passt es halt nicht. Nein, da würde ich ein ganz großes das würde ich zweimal unterstreichen. Nein. Was man aber machen kann und was ich eine ziemlich gute Strategie finde, es da nachzufragen. Also vielleicht auch noch mal wenn es wirklich nur einem Man kann ja noch mal nachfragen liegt es wirklich noch an den Preis und ein Angebot zu machen für etwas, was eine deutlich geringere und einen deutlich geringeren Leistungsumfang hat?

(…) gerade am Anfang meiner Selbstständigkeit habe ich bei jedem Auftrag gedacht, es geht hier darum, die Welt zu verändern.
Aber meine Auftraggeber innen wollen eigentlich nur so ein gutes Mittelmaß, so eine simple, einfache, unkomplizierte Lösung. Und die ist vielleicht doch einfach nur halb so teuer.

MV:

Ich kommuniziere immer Tagessätze und habe dann kleine Unterpunkte, also optionale Positionen. (…) und die Tagessätze helfen mir auch, mich nicht unter Wert zu verkaufen. Wenn’s hochkommt, gibt es meinen halben Tagessatz. Aber das muss dann eben genau auch an den Aufwand angepasst sein. Ich war einen ganzen Tag unterwegs mit dem Job? Dann funktioniert das halt schon nicht. Es gibt schon gewisse Parameter, die einfach stimmen müssen, um da entsprechende Angebote machen zu können.

Wir haben eine Publikumsfrage zum Thema Klinkenputzen. Wie funktioniert das beim Graphic Recording?

Das haben wir ja auch im Portfolio Podcast besprochen, alles was so SEO, also Suchmaschinen-optimiert ist, superwichtig, damit die Leute einen einfach finden, damit die richtigen Leute auf der Webseite landen. Außerdem ist es sinnvoll, einen lokalen Bezug mit auf die Leistung zu packen. Also Graphic Recording Nürnberg beispielsweise.

FW: Alternativ könnte ich mir vorstellen, dass es auch fruchtbar sein könnte, aber da kannst du mich auch gerne korrigieren, wenn man sich einfach mal bei Unternehmen vorstellt, von dem man annimmt, dass sie das vielleicht brauchen könnten, dass man einfach mal wirklich dort hingeht als Mensch und sagt Ich mache das und das. Ich habe gesehen, sie machen das und das.

MV:

Ja, das mache ich zum Beispiel [mit Genehmigung] per Mail. Also ich stelle mich da quasi vor, packe noch einen Link dazu, wo man mein Portfolio runterladen kann und ich muss sagen, da sind wir vielleicht eher so bei dem Thema Langzeitwirkungen von Akquise. Also da kommt jetzt spontan nicht so viel bei rum, was sicherlich auch daran liegt, dass Unternehmen, wenn sie denn Graphic Recording beauftragen, dann tun sie das zu bestimmten Veranstaltungen, zu bestimmten Workshops usw Die werden lange im Voraus geplant.

FW:

Und ich glaube, dass das hier echt helfen könnte. So, ich habe das ja bei fast allen Akquise Sachen so, also den die das schnelle Erfolgserlebnis, das wenn man das sucht, also wenn man zu Instagram verwöhnt ist, also in der Akquise sind schnelle Erfolgserlebnisse tendenziell eher selten. Akquise ist echt so ein so ein Langzeit Ding. Was auch wirklich Sinn macht, ist zeitmäßig, also einfach langfristig anzulegen und sich das zu erlauben, dass das ein bisschen Zeit braucht, weil das ist etwas, was wächst und das baut auch aufeinander auf.

Und das ist ja vorhin schon gesagt, das ist total sinnvoll, sich zu überlegen, wie kann ich denn zum Beispiel innerhalb von einem Jahr fünfmal bei der Person irgendwie aufploppen, damit die anfängt, sich an mich zu erinnern? Da sieht man schon alleine das Erinnern dauert halt ein Jahr. Das heißt nicht, dass es irgendwie fünf Jahre dauert, bis man die ersten Aufträge bekommt, aber diese Akquise ist etwas, was echt Zeit braucht und was total sinnvoll ist in Jahren zu denken, So und da sich zu erlauben, da einfach mal irgendwann muss man halt losgehen und der beste Moment ist immer heute. Und dann ist darauf zu darauf zu vertrauen, dass der Weg, den man da eingeschlagen hat, auch Früchte tragen wird oder einfach Ergebnisse bringen wird. Auch wenn ich sie jetzt unbedingt nicht sofort sehe. Und ich glaube, das ist das, woran die meisten Leute scheitern.

Wenn man anfängt Akquise zu machen und nicht diese Instant Satisfaction hat, die man auf Instagram die ganze Zeit bekommt mit 50 neuen Herzen. Dass sie das dann irritiert und dass sie dann denken, sie machen irgendwas falsch. Aber das ist das Normalste der Welt bei Akquise. Das dauert halt einfach. Und es ist auch ganz oft nicht so, dass man eine direkte und direktes Feedback bekommt.

Also es ist natürlich so ein bisschen abhängig von dem Markt und dem Genre oder dem Berufsfeld, in dem man arbeitet. Aber bei mir zum Beispiel im Design ist das ganz, ganz oft so, dass da so Stapel Stäbe weitergereicht werden, die ich gar nicht, von denen ich gar nichts mitbekomme und dann, drei Jahre später, meldet sich auf einmal jemand bei mir, der von der Person, der ich, mit der ich vor einem Jahr zusammengearbeitet habe, irgendwie ein Empfehlung bekommen hat und das ist normal Akquise.

Ergebnisse sind ganz oft so seltsam unsichtbar und es hilft vielleicht auch einfach das zu wissen, dass man nicht die ganze Zeit denkt, ich mach alles falsch. Nee, eigentlich ist alles total richtig und total normal, dass da keine sofortigen Ergebnisse kommen. Das ist das ist total gut, dass du das sagst, weil ich persönlich glaube, dass die viele Kreative also denken, sie müssen einfach nur richtig, richtig gut sein, um Aufträge zu bekommen.

Die buchen uns ja, weil wir die Expertinnen für Bilder und für gute Gestaltung sind. Das heißt, es ist total sinnvoll, sich einfach von diesen Gedanken zu verabschieden. Ich muss einfach nur gut genug sein, um Aufträge zu bekommen, sondern es geht immer um den Menschen und es geht immer um eine Beziehung, die die da ist, weil auch Kundinnen Beziehungen sind, Beziehungen.

MV:

Mal so grundsätzlich gefragt Würdest du deinen Stil auch anpassen? Auf Kundenwünsche sozusagen, Vielleicht in einem kleinen Umfang?

FW:

Ja, also ich glaube, das ist ja auch ganz oft kann man da ja sehr kreative Lösungen für finden. Also ich hatte zum Beispiel mal ein meiner Verlage hat sehr lange mich nicht beauftragt, weil die halt gemalt haben, haben Probleme mit meinen Figuren und haben dann irgendwann zu mir gesagt Wir möchten, dass du dieses Cover machst, aber du darfst halt keine Figuren zeigen.
Ich liebe solche Limitation, das ist ja auch einfach was, da kann man ja was mit machen. So, und ich glaube was, wo es gefährlich wird es, wenn man dann anfängt sich selbst zu verbiegen und irgendwas zu machen, was irgendwie einem überhaupt nicht mehr entspricht. So ähm, natürlich ist da die ja. Das Problem dabei ist so ein bisschen, dass die Grenze dazwischen natürlich auch so nicht ganz, ganz schwarz weiß klar ist.
Also da gibt es mit Sicherheit so eine Grauzone in der man sich dann bewegt. Und da muss man, glaube ich, schon so ein bisschen vorsichtig sein und immer wieder in sich rein fühlen Warum mache ich das jetzt eigentlich gerade? Und und was für Gedanken habe ich dabei, während ich das mache? Also wenn es halt irgendwie, wenn ich versuche, die ganze Zeit nur Wünsche von außen zu bedienen, dann ist das mit großer Wahrscheinlichkeit ein Moment, wo man wo was gut ist.

MV:

Franziska ich würde dich gerne abschließend fragen Was würdest du deinem früheren kreativen Ich heute gerne sagen?

FW:

Ich würde mir raten, mir zu erlauben, Fehler zu machen, weil ich früher ganz doll Angst hatte vor Fehlern und immer gedacht habe, dass wenn ich Fehler mache, dann mache ich irgendwas kaputt.
Aber das ist nicht so und es ist total in Ordnung, Fehler zu machen und aus Fehlern. Wenn man dann diese neugierige Perspektive einnimmt, kann man nur was lernen. Daraus ist immer eine Chance, irgendwas anders danach, besser, also danach irgendwie anders machen zu können, Dir und sich selbst vielleicht auch besser kennenlernen zu können und vor allen Dingen kommt man auch nicht drumherum.
Man wird immer Fehler machen und das ist total in Ordnung. So als wenn man irgendwas Mutiges macht, macht man Fehler. Das gehört einfach miteinander zusammen. So und ohne Fehler zu machen, kann man nichts Mutiges machen. Und mir war es immer wichtig. Ich habe immer so, ich wollte immer mutig sein. Ich habe früher immer gedacht, ich bin nicht mutig.
Irgendwann habe ich dann gemerkt Ich bin eigentlich doch ganz schön mutig, habe halt nur die ganze Zeit Angst. Aber das gehört auch zusammen. Und deshalb würde ich mich anfeuern, mehr Fehler zu machen und mich zu trauen, einfach Fehler zu machen und nicht mehr so viel Angst davor zu haben, weil die Welt geht nicht unter.

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